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Grande Brasile

Die erste und längste Etappe über den Atlantik ist vorbei. Nach zwei Wochen auf dem Meer ohne Telefon, Internet und allem anderen was das digitale Leben so zu bieten hat, wird bzw. wurde es an Bord dann doch etwas eintönig.

Nachdem mit Vitoria gestern nun das erstmal sprichwörtlich Land in Sicht war, konnte ich mir erstmal eine Brasilianische SIM Karte besorgen und will nun mal ein wenig berichten.

 

Nachdem die Abfahrt mehrmals verschoben wurde, zuletzt da in Hamburg kein freier Liegeplatz vorhanden war und der Kaptitän beschloss einige Reperaturen in Antwerpen durchzuführen, sollte es nun am 17.10. endlich losgehen.

Die Grande Brasile lag am O'Swaldkai, wo zunaechst eine langwierige strenge Sicherheitkontrolle von Mensch und Fahrzeug durchgeführt werden sollte, die sich am Ende jedoch auf das Vorzeigen meiner Fahrkarte beschränkte.

Im Terminal traf ich direkt auf weitere Passagiere, mit denen wir nach etwas Wartezeit und passieren der Zufahrtsschranke im Konvoi hinter dem Sicherheitsdienst quer durch einen endlosen Container-Wald zum Schiff geleitet wurden.

Nachdem ich und die übrigen Passagiere zunächst zu Fuss über die Laderampe an Bord gelangten - natürlich nicht ohne weitere "Sicherheitskontrolle" - hiess es erstmal warten bis die Ladearbeiten abgeschlossen waren und wir endlich die Fahrzeuge auf das Schiff fahren konnten.

Wenige Stunden später legten wir bei bestem Wetter ab und fuhren sprichwörtlich dem Sonnenuntergang entgegen in Richtung Cuxhaven. Tatsächlich sehr Kitschig, aber wahr ;)

Wirklich alle an Bord sind unglaublich freundlich, hilfsbereit und bemüht einem den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Dabei darf man nicht vergessen, dass Passagiere nicht wirklich zum Aufgabenbereich der Besatzung gehören und im Zweifel bei Manövern und täglichen Arbeiten eher im Weg stehen bzw. zusätzliche Arbeit bereiten.

An Bord herrscht ein babilonischer Sprachbrei, wobei es irgendwie doch erstaunlich ist wie gut die Verständigung am Ende doch funktioniert, da die Englischkentnisse selbst auf Offiziersebene zum Teil eher solala sind.

 

Unser Kapitän ist aus Bulgarien, der erste und zweite Offizier aus Polen bzw. Kroatien, die unteren Ränge sind ausnahmslos mit Philippinos besetzt.

Im Grunde kann man hier nicht viel machen. Mitarbeiten ist den Passagieren aus versicherungstechnischen Gründen strengstens untersagt.

Mein Alltag beschränkt sich daher, neben Essen und Schlafen, in der Regeln darauf Spanisch zu lernen und in der Hängematte liegend auf das Meer zu blicken.

Großartig ist jedoch dass es an Bord einen Kicker gibt, der tatsächlich in recht gutem Zustand ist. Leider spielt hier praktisch keiner außer mir und dem Chief Officer. Dieser spielt jedoch auf recht hohem Niveau und ist froh dass endlich jemand an Bord ist der noch gegen ihn spielen möchte. So zocken wir, wenn er Zeit hat, meistens jeden oder jeden zweiten Tag.

Samstags ist meistens Drill angesagt. Das bedeutet verschiedene Sicherheitsübungen, wie Brandbekämpfung und Evakuierung. Für die Passagiere war lediglich die Evakuierungsübung einmalig Pflicht, Brandbekämpfung usw. für die Crew jedoch wöchentlich.

Nach dem Drill spielt meistens die Band bis spät in die Nacht, da die Crew größtenteils Sonntag frei hat.

... ja genau, die Band :D 

Die Philippinos haben ihre Instrumente mitgebracht. Schlagzeug, Bass, Gitarre und ein gesamtes Soundsystem mit Mikrofonen usw. Da die Jungs offensichtlich alle Karaoke- geübt und begeistert, und ungelogen größtenteils gesanglich wirklich gut sind, lässt sich zumindest einmal pro Woche ein hochwertiges Abendprogramm genießen.

Apropos Instrumente ... der Kapitän spielt Dudelsack bzw. ist dabei es zu lernen. In der Band spielt er jedoch (noch) nicht, allerdings kann man ihm beim Üben zuhören ... ob man will oder nicht XD

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Kommentare: 1
  • #1

    Henning (Dienstag, 06 November 2018 10:14)

    \o/